125jähriges Jubiläum der Kolpingsfamilie Großentaft

Chronik: Vom Katholischen Gesellenverein zur generationenübergreifenden Aktions- und Bildungsgemeinschaft

Weil Großentäfter Männer aus Westfalen, wo sie arbeiteten, die Ideen Adolph Kolpings mitgebracht hatten, gründeten sie am 16. Januar 1896 mit Pfarrer Hüber den Katholischen Gesellenverein. 

Leitsätze gemäß Gründungsstatuten waren
„Religion und Tugend“, „Arbeitsamkeit und Fleiß“, „Eintracht und Liebe“ sowie „Frohsinn und Scherz“

Im Jahr 1904 wurde das Stiftungsfest auf den verlobten Tag der Gemeinde, den 20. Januar, gelegt, der seit Pestzeiten am Fest des Hl. Sebastian in Großentaft gefeiert wird.
Es folgten erfolgreiche Jahre im Vereinsleben mit Bildungsarbeit, Gesangsabteilung und Theaterspiel bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges.
In den 20er Jahren gab es dann Chöre, eine Sportabteilung und eine eigene Jungkolpinggruppe, so dass 1932 151 Männer Mitglieder des Katholischen Gesellenvereins waren, davon 24 Jungkolping.
1933 erfolgte die Umbenennung der Gesellenvereine in Deutsche Kolpingsfamilie und 1934 fassten die Mitglieder den sogenannten Unvereinbarkeitsbeschluss: Mitglieder der NSDAP konnten nicht Mitglieder der Kolpingsfamilie sein. Die betreffenden Personen mussten entweder aus der Partei austreten oder sie wurden aus der Kolpingsfamilie ausgeschlossen. Daraufhin wurde der Verein immer stärker in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkt, jede Vereinstätigkeit nach außen verboten. Der letzte Eintrag im Protokollbuch stammt vom 8. Mai 1938.
Das Vermögen, das Banner und die ersten drei Protokollbücher konnten vor der Gestapo gerettet werden. So ist die Geschichte der Kolpingsfamilie Großentaft über 125 Jahre lückenlos belegt.
Anni Richter, mit 97 Jahren ältestes Mitglied der Kolpingsfamilie Großentaft und 32 Jahre lang Leiterin des Seniorenkreises erinnert sich noch gut an das 50jährige Bestehen der Kolpingsfamilie im Jahr 1946: “Gottesdienste, Festversammlung und Theaterspiel prägten das Jubiläum. Sogar ein Festzug wurde entgegen dem ausdrücklichen Verbot des zuständigen amerikanischen Kommandeurs durchgeführt.“ Dies war das erste öffentliche Auftreten einer Kolpingsfamilie nach dem Krieg in der Bundesrepublik.

Im Rahmen der Brauchtumspflege wurde in den 50er Jahren Fastnacht und Kirmes durchgeführt sowie Theater gespielt.
Bald wurde Kolping international und mit der ersten Aufnahme weiblicher Mitglieder 1970 kam neues Leben in die Kolpingsfamilie. Handlungsfelder waren 1974 „Arbeit und Beruf", „Gesellschaft und Politik", Ehe und Familie" sowie „Kultur und Freizeit".
Es gründeten sich Jugendgruppen, Familienkreise, Montagstreff, Seniorenkreis und der Fastnachtsclub.
Immer wieder wurden Aktionen durchgeführt wie seit 1973 die jährliche Kleidersammlung „Aktion Brasilien“ heute „Aktion Eine Welt“, die Osteraktion, heute „Aktion Oskar hilft“, die Schuhaktion oder auch jahrzehntelang die Altpapiersammlung.
Durch eigene Spenden und aus Aktionen konnten allein in den letzten 25 Jahren fast 30.000,00 € sozialen Projekten zur Verfügung gestellt werden.
30 Jahre lang wurde das Gassenfest durchgeführt bis zum Jahr 2008.
Die Renovierung des ehemaligen Schwesternhauses in Eigenleistung zu einer Kolping-Begegnungsstätte bietet den einzelnen Gruppen seit 1988 einen idealen Treffpunkt. Ein langfristiger Pachtvertrag mit der Kirchengemeinde als Eigentümer hatte dies ermöglicht.
Ein besonderer Höhepunkt war die Seligsprechung von Adolph Kolping 1991 in Rom und das 100jährige Jubiläum 1996.
In den folgenden Jahren boomten die Mitgliederzahlen, Höhepunkt war der Kolpinggedenktag 2001 mit der Aufnahme von 35 Kindern und 8 Erwachsenen. Zeitweise konnte für jede Altersgruppe ein Angebot gemacht werden.
Zwischen 1998 und 2020 wurden 22 Familienwochenenden, ca. 40 Familiengottesdienste und 21 Vereinsausflüge durchgeführt. Vorstandsklausuren dienten der Reflexion und ab dem Jahr 2011 fanden fünf Mehrgenerationentage zu unterschiedlichen Themen statt, um die einzelnen Altersgruppen zusammenzuführen.
Überregional wurde Josef Richter am 01.07.2015 Diözesanvorsitzender des Kolpingwerks im Bistum Fulda. Viele Jugendliche engagieren sich aktuell bei der Kolpingjugend Fulda.
Weitere Höhepunkte waren die Teilnahme am Kolpingtag in Köln 2015 mit 36 Mitgliedern und das Eine-Welt-Dinner 2018 mit 2.700,00 € Erlös für ein Bildungsprojekt auf den Philippinen.
Ab März 2020 wurde das Verbandsleben durch die Coronapandemie schmerzlich eingeschränkt.
Die Kolpingsfamilie Großentaft wurde kreativ aktiv. Es gab eine Whatsapp-Gebetsgruppe, eine Steinaktion, eine Briefaktion ins Seniorenheim und einen Adventsweg als kontaktloses Angebot, der ein großer Erfolg wurde.
Heute hat sich die Kolpingsfamilie Großentaft vom Katholischen Gesellenverein der Gründerzeit zu einem modernen Verband gewandelt.
Handlungsfelder im Jahr 2021 sind „Glaube und Spiritualität“, „Die Arbeit mit und für junge Menschen“, „Das Engagement in der Arbeitswelt“, „Der Einsatz für Familien“ und „Für die Eine Welt“.
Die Kolpingsfamilie hat im Jubiläumsjahr 2021 250 Mitglieder, ein Drittel gehört der Kolpingjugend an (bis 30 Jahre). Es gibt die Gruppen Kolpingjuniors, Kolpingkids, Familienkreis, Seniorenkreis und Fastnachtsclub. Eine Junge-Familien-Gruppe ist im Aufbau.

 

Jubiläumsprogramm
Mittwoch, 20. Januar 2021, 19.00 Uhr Pfarrkirche St. Joseph in Großentaft
Jubiläumsgottesdienst
Bitte im Pfarrbüro anmelden.

Sonntag, 04. Juli 2021
Jubiläumssonntag mit dem Generalpräses des Internationalen Kolpingwerks Monsignore Ottmar Dillenburg
Festgottesdienst und Eine-Welt-Jubiläumswanderung

 

Ehrungen im Jubiläumsjahr
50 Jahre
Anni Richter
Elfriede Henkel
Christel Pokorny
Josef Münkel

40 Jahre
Angelika Kraus
Werner Möller
Elmar Wiegand

Über Kolping

Das Kolpingwerk ist ein Verband ehrenamtlicher Christen und engagiert sich in einer Solidargemeinschaft um Menschen Orientierung und Lebenshilfe zu geben.

In der Diözese Fulda gibt es rund 3.500 Mitglieder in über 45 Kolpingsfamilien.

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