Eine Reise nach Wuppertal, Köln und Kerpen sowie Aachen und Brakel zu Stationen von Kolpings Leben und Wirken bis in die heutige Zeit hinein.
Reiseleiter Roland Schippany berichtet von vier beeindruckenden Tagen voller Erlebnisse und Impressionen.
Der erste Tag. Um 10.30 Uhr stiegen die letzten Kolpingschwestern und –brüder in den Reisebus zu, der nun die nächsten vier Tage verlässliches Transportmittel für die 36-köpfige Wallfahrtsgruppe sein sollte. Alleine zweieinhalb Stunden dauerte die Fahrt ab Flieden, über Neuhof, Fulda, Homberg (Efze) und Zierenberg und zeigte allen so ganz nebenbei, was für eine große geografische Ausdehnung der Diözesanverband Fulda eigentlich aufweist.
"Auf den Spuren Adolph Kolpings" war als Motto dieser Wallfahrt ausgegeben und startete mit dem ersten Programmpunkt richtigerweise dort, wo der Ursprung der Idee lag, mit der Gründung von Gesellenvereinen soziale Bedingungen zu verbessern: in Elberfeld.
In diesem heutigen Stadtteil von Wuppertal, in dem Kolping seine erste Kaplanstelle antrat, lernte dieser den Lehrer Johann Gregor Breuer kennen, dessen wohl nachhaltigste Tat die Gründung des ersten Gesellenvereins war. Diese Idee brachte Kolping später mit nach Köln zurück, wo er selbst den ersten Kolping-Gesellenverein gründete, Keimzelle des heutigen internationalen Kolpingwerks.
Als die „Mitwirkung von Laien am kirchlichen Leben“ dem Begriff nach noch unbekannt war, lebten Breuer und seine Gefährten bereits aktiv ihre Berufung als Christen in Gesellschaft und Kirche. Sie gestalteten das soziale Leben in Stadt und Pfarrei, nicht ohne Reibungspunkte mit der Geistlichkeit. Das war dann auch der Grund warum Breuer lange in den Hintergrund gedrängt und ihm vielleicht bis heute nicht die nötige Anerkennung entgegengebracht wird, wie der mit Herzblut erzählende Kolpingbruder aus Wuppertal in seiner Funktion als Führer auf dem Kolping - Breuer – Weg, der Wallfahrtsgruppe zu bedenken gab.
Ein Besuch an den Gräbern von Gregor Breuer und Katharina, der Schwester von Adolph Kolping, die ihm in Elberfeld den Haushalt machte und früh verstarb, waren nur zwei Stationen auf dem interessanten Gedächtnisweg, den man eigentlich jeder Kolpingsfamilie ans Herz legen möchte.
Vorangegangen waren der herzliche Empfang der Vertreter der Wuppertaler Kolpingsfamilie und ein leckeres Mittagessen im Wuppertaler Brauhaus, einem umgebauten, historischen Schwimmbad. Die obligatorische Fahrt mit der einzigartigen Schwebebahn durfte natürlich nicht fehlen und vermittelte nicht nur die beeindruckende Technik. Die während der Fahrt sich besonders offenbarende Enge des Tals der Wupper und der damit verbundenen Platzmangel, zeigt die Notwendigkeit und die Genialität dieses ungewöhnlichen Verkehrsmittels. Es folgten eine kleine Führung durch die Pfarrkirche St. Laurentius und anschließend der erste gemeinsame Gottesdienst und das zum Weltgebetstag, es war ja der 27. Oktober. Zum ersten Mal wurden die 10 mitgeführten Banner präsentiert und wie in der Folge bei allen Messen auf der Fahrt, Messdiener- und Lektorendienste übernommen. Der Tag in Wuppertal nahm ein geselliges Ende zusammen mit Mitgliedern der örtlichen Kolpingsfamilien. Nach einer Stunde Weiterfahrt erreichte die Gruppe schließlich das Hotel in Köln-Deutz.
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen von Köln, Kerpen und Adolph Kolping. Im Angesicht des imposanten Kölner Domes startete man in zwei Gruppen die vom DV Köln angeboten Tour „Auf den Spuren von Adolph Kolping“! Es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, alle einzelnen Stationen im Verlauf des über zweistündigen Rundgangs aufzuzählen und zu beschreiben. Ein Höhepunkt war natürlich, dort kurz zu verweilen, wo Kolping den ersten Gesellenverein mit 7 Gesellen gegründet hat. Eine Gedenktafel erinnert daran.
Diözesanvorsitzender Josef Richter war im Laufe des Rundgangs im Besonderen vom Besuch der „Madonna in den Trümmern“ beeindruckt. In der kriegszerstörten Pfarrkirche St. Kolumba war eine spätgotische Madonnenfigur an einem Pfeiler nahezu unversehrt geblieben. Der Architekt Gottfried Böhm baute um diesen Pfeilerstumpf herum und unter Einbezug von Mauerresten eine Kapelle, die so ihren Beinamen „Madonna in den Trümmern“ erhielt und als einer der ersten Kirchenneubauten nach dem Zweiten Weltkrieg 1950 geweiht wurde. Hier sieht und fühlt man, so Josef später, dass auch aus Trümmern neues entstehen kann!
Nach zwei Stunden der freien Verfügung brach man am Nachmittag mit dem Bus Richtung Kerpen, der Geburtsstadt Adolph Kolpings, auf. Aber die Verkehrssituation machte erst einmal mit einem ausgedehnten Stau einen dicken Strich durch die Zeitplanung. Gut, wenn dann am Ziel, dem „Geburtshaus“ von Adolph Kolping, geduldige Kolpinger auch noch nach fast zwei Stunden Verspätung mit einer herzlichen Begrüßung warteten.
In einem Nebengebäude des Hauses in der Obermühle, auf deren Gelände das frühere Geburtshaus Adolph Kolpings stand, wurde 1963 ein Museum eingerichtet. Die Sammlung dokumentiert den Lebensweg und das Werk Kolpings. Auch wenn das Museum letztlich „nur“ aus einem Raum besteht so blieb doch die Erkenntnis zurück, dass man viel mehr Zeit hätte haben müssen, um die multimedial gestaltete Ausstellung zur Gänze betrachten zu können. Nach einem Spaziergang durch Kerpen gab es eine Stärkung bei Kaffee und Kuchen im Kolpinghaus. Anschließend gab es eine engagierte Führung in der Taufkirche Kolpings, St. Martinus. Dort wurde Adolph Kolping getauft, feierte seine Erstkommunion und seine Primiz. Den Abschluss des Aufenthaltes in Kerpen bildete eine Heilige Messe in der Kapelle der Kirche im Angesicht des eindrucksvollen Kolpingmosaiks von Hermann Josef Baum. Er schuf dieses in den 1990er Jahren an der Kopfwand der Kapelle, das Kolpings einzelne Lebensstationen in Form einer aufgehenden Blütenknospe darstellt. Das Gesicht Kolpings in diesem Kunstwerk ist bewusst nur angedeutet, denn „es sind die Kolpingmitglieder, die dem Kolpingwerk sein Gesicht geben“.
Der Tag fand seinen feuchtfröhlichen Ausklang in Hellers Brauhaus in Köln, nicht ohne vorherige Einweisung in die Trinkgewohnheiten in Kölner Brauhäusern: Wer schon mal in Köln Kölsch getrunken hat, weiß, dass man sein Bier nicht nachbestellen braucht. Sobald der Köbes, so heißt der Kellner dort, sieht, dass sich das Glas dem Ende neigt, stellt er unaufgefordert ein neues Kölsch vor die Nase. Das ist die echte kölsche Lebensart. Wenn man aber genug hat, was ja mal vorkommen soll, legt man einfach seinen Bierdeckel auf das Glas.
Der dritte Tag der Fahrt war ganz der Stadt Karls des Großen gewidmet. Nach einstündiger Fahrt (von Stau keine Spur mehr) und kurzem Fußweg trafen die Wallfahrer am Hauptportal des Aachener Domes ein. Karl der Große ließ seine Marienkirche zu einem vollkommenen Abbild des Himmlischen Jerusalem werden, das die Berührung des Irdischen mit dem Himmlischen symbolisiert. Nach rund 20 Jahren Bauzeit fand sie um 803 ihre architektonische und liturgische Vollendung. Ihre Bedeutung speist sich aus einer über 1200-jährigen Geschichte: als Grablege Karls des Großen, als Krönungskirche der römisch-deutschen Könige und als Wallfahrtskirche, die alle sieben Jahre Gläubige aus der ganzen Welt anzieht. Im nächsten Jahr werden wieder die im Marienschrein aufbewahrten Tuchreliquien, die Windeln Jesu, der Lendenschurz Jesu, das Kleid Mariens und das Enthauptungstuch Johannes’ des Täufers den zahlreichen Wallfahrern präsentiert.
Aachen wird wieder aus allen Nähten platzen. Nach dem gemeinsamen Gottesdienst konnte man sich in einer Domführung die Besonder- und Kostbarkeiten von der Nähe aus betrachten und sich kompetent erklären lassen. Anschließend bestand die Möglichkeit mittels Audioguide den Domschatz zu erkunden. Die bis zu 26 Grad Außentemperatur an diesem sonnigen Oktobertag versüßte anschließend die Zeit zur freien Verfügung, ehe auf einer launigen Stadtführer-Tour Geschichte und Sehenswürdigkeiten der Dom- und Kaiserstadt nochmals näher gebracht wurden: Eine Verkostung der stadtbekannten Printen natürlich inklusive. Ganz Tapfere nahmen auch noch eine Kostprobe des übel nach Schwefel riechenden Wassers aus dem Elisenbrunnen. Dereinst hat wahrscheinlich auch schon der Karl davon genossen und sich Linderung von seinen Leiden versprochen. Der am dritten Reisetag fast schon obligatorische Brauhausbesuch fand dann auch noch in Aachen statt, ehe die Wallfahrer nach Köln in die Unterkunft zurückkehrten.
Der vierte Tag. Wie sich das für eine Wallfahrt „Auf den Spuren von Adolph Kolping“ gehört, fand der Abschluss des Aufenthalts in Köln in der Minoritenkirche statt. Dort befindet sich das Grab des Verbandsgründers. Und dort steht vor der Kirche das bekannte Kolpingdenkmal, vor dem man in unterschiedlicher Zusammensetzung und als Gesamtgruppe natürlich Fotos zum Andenken machte. Wieder zogen zehn Banner ein und wieder dienten am Altar Mitglieder der Gruppe und wieder stellten die Wallfahrer die Lektoren. Und alles zusammen stärkte wiederum das Gemeinschaftsgefühl und ja, machte ein wenig stolz. Eine Kolpinggruppe aus der Schweiz, aus dem Kanton Lugano war mit Chor angereist und umrahmte musikalisch den Gottesdienst, den der Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes, Christoph Huber zelebrierte. Den krönenden Abschluss der Wallfahrt bildete die Zusammenkunft um das Grab von Adolph Kolping im Gebet und Gesang.
Gegen Mittag verließ man Köln. Doch noch stand ein interessanter Programmpunkt bevor. Am Nachmittag erreichten die Wallfahrer Brakel im Bereich des DV Paderborn, wo sich eine der drei bundesweiten Kolpingbildungsstätten befindet, außerdem Rösterei und Geschäftsstelle der im Zeichen von Kolping vertriebenen fair gehandelten Kaffeesorte Tatico. Bei selbstgeröstetem Kaffee und in der werkstatteigenen Bäckerei gebackenem Kuchen wurden die Wallfahrer empfangen und bekamen vom Geschäftsführer Herrn Dietmar Mantel und der Betriebsleiterin der Rösterei Frau Ramona Linder interessante Informationen zu den örtlichen Einrichtungen. Quasi das Sahnehäubchen auf den zahlreichen Eindrücken der Wallfahrt: Das Weiterwirken der Kolpingidee im Heute und Jetzt. In Brakel finden derzeit ca. 160 Jugendliche mit Einschränkungen die Möglichkeit, einen Beruf zu lernen und anschließend im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Nach lehrreichem Rundgang durch die Werkstätten und Besichtigung der Rösterei war der Eine oder Andere mit ein paar Päckchen Kaffee zusätzlich beladen zum Bus zurückgekommen. Dort hatte der immer freundliche, mit einer besonderen Seelenruhe ausgestattete Fahrer Yusuf bereits den Abschlusstrunk aus der Sektflasche vorbereitet. Gemeinsam wurde auf eine gelungen Wallfahrt angestoßen. Anschließend ging die Fahrt zurück an die einzelnen Zustiegsorte. Ein Kolpingquiz mit 30 Fragen im Zusammenhang mit der Wallfahrt verkürzte die Zeit und fand seine würdige Siegerin in Kolpingschwester Silke Amberg.
Der Dank gilt allen, die zum Gelingen der Fahrt beigetragen haben.
Besonders natürlich den gestandenen Messdienern Uwe Quell und Hubert Angelstein und der Messdienerin, Jüngste im Team, Katharina Dux sowie allen Lektor*innen. Ein ganz besonderer Dank gilt Frau Alexandra Möller (Reisedienst Teiser & Hüter), Kolpingschwester Astrid Sander (Kolping-Bezirksvorstand Wuppertal), Frau Ramona Linder (Rösterei Tatico, Brakel) und natürlich dem Superteam Daniela Möller und Uwe Quell, die Reiseleiter Roland Schippany perfekt unterstützten.
Bilder: Daniela Möller